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Freitag, 17. Januar 2014
Warum Gewöhnung und De-Sensibilisierung nicht reichen
Warum Gewöhnung und De-Sensibilisierung nicht reichen
Vorgestern im schönen Bergischen Land: Unsere Stallbesitzerin hatte einen Heulageballen in die Rundraufe auf dem Paddock gebracht. Die hellgrüne Siloplane lag noch mitten auf dem Hof und flatterte an ihren Rändern lustig im Wind. Ich hatte gerade gesattelt und wollte den Hof verlassen. Am kleinen Mäuerchen neben der Miste saß ich auf, sortierte mich kurz, und lenkte meinen Quasar auf die Siloplane zu. Völlig ungerührt stapfte Herr Pferd über das raschelnde Plastik und trug mich zum Hoftor hinaus.
Nach einigen Minuten erreichten wir den Waldweg. Doch was war das??? Da lag doch tatsächlich eine hellgrüne Siloplane mitten auf dem Weg und flatterte an ihren Rändern lustig im Wind. "Kein Problem, das hatten wir gerade", dachte ich noch, als die knapp 800 Kilo Friese unter mir erstarrten. "Häpüüüüüh!" schnaubte mein Pferd und wollte gerade den Funken zünden zur 180-Grad-Wendung und flach-und-wech.
"Die langen Zügel kürzer fassen, Beine lang und dran, Hintern dran, ausatmen und beherzt lachen" funktionierte bei mir zum Glück fast zeitgleich. "Quasar, das ist albern. Geh mal gucken!" forderte ich ihn fröhlich auf, rahmte das Hasenherz mit meinen Hilfen ein, und ließ sofort den Druck nach, als er sich in Richtung Plane in Bewegung setzte. Mein voraus laufender Hund tat den Rest: Ungerührt pinkelte er auf die Plane. Und siehe da: Sie sprang ihn nicht an. Schnorchelnd näherte mein Pferd sich dem gefääährlichen Plastik und schnupperte daran. Überschwänglich lobte ich ihn.
Was war passiert? Ich hatte mein Pferd an Planen aller Art gewöhnt. Ich konnte ihn entspannt darüber führen, darüber reiten, ihn damit einwickeln. Bei uns auf dem Hof, im Roundpen, auf Nachbars Wiese beim Agility-Kurs. Gewöhnung und De-Sensibilisierung war also ausreichend geschehen. Und dennoch meinte mein Pferd, dass diese Plane nicht auf diesem Weg gehört und war kurz davor, die für ihn als Fluchttier typische Entscheidung zu fällen. Ich kam also mit Gewöhnung und De-Sensibilisierung allein nicht weiter. Ein zweiter Aspekt kam hinzu: Vertrauen in mich als Führungskraft. Ich habe meinem Pferd signalisiert, dass ich für uns entscheiden habe, dass diese Plane harmlos ist. Und zum Glück hat mein Pferd so viel Vertrauen in mich als Führungsperson, dass es meine Hilfen akzeptiert und in die Tat umgesetzt hat.
Was der bekannte Horsemanship-Trainer Peter Kreinberg dazu in einem Telefon-Interview sagte, das erzähle ich Euch kommende Woche... Und wie man sich dieses Vertrauen erarbeitet, kommt Stück für Stück hinterher. Am besten, Ihr abonniert diesen Blog :-)
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